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Der Lebenslauf der Maria Müller, geboren Gross

Maria Müller ist die zweite Tochter von Sebastian Gross und Katharina Schwab. 

Katharina Schwab war das vierte Kind von Johannes Schwab und Elisabeth Weiss. 

Elisabeth Weiss war die ältere Schwester meines Großvaters, Konrad Weiss. 

Deshalb sind Maria und ich Cousin und Cousine, zweiten Grades. Maria, ihre Kinder, und ihre Enkelkinder wohnen heute ins Deutschland.

Folgen ist die Lebensgeschichte Marias.  Maria schreibt:

Der Großvater Johannes Schwab war ein Bauer.

Der Großvater Ludwig Schwab war ein Schlachter und hat für die Leute auch Wein gemacht, die Großmutter Elisabeth Schwab, geborene Weiss war Hausfrau.

Der Großvater Ludwig Schwab ist 1947 in Dschilikul (Tadschikistan) gestorben, Großmutter Elisabeth Schwab in Kolchosabad (Tadschikistan) 1966.

Grandfather Johannes Schwab was a farmer. Grandfather Ludwig Schwab [really, he was a step-grandfather] was a butcher, and he also made wine for other people. Grandmother Elisabeth Schwab, nee Weiss, was a housewife. Grandfather Ludwig Schwab died in 1947 in Dschilikul, Tajikistan ; Grandmother Elisabeth Schwab died in Kolchosabad, Tajikistan , in 1966.

Das ist das Haus von Ludwig und Elisabeth Schwab, geb. Weiss in Mannheim Odessa.

This is the house of Ludwig and Elisabeth Schwab, nee Weiss, in Mannheim, Odessa district.

Das Haus von Sebastian und Ekatharina Gross, geb. Schwab in Mannheim Odessa. In diesem Haus sind wir geboren worden. Die Höfe waren neben einander. 

This is the house of Sebastian and Katharina Gross, nee Schwab, in Mannheim, Odessa district. We were born in this house. The yards were beside one another.

Auf dem Bild sieht man die Großmutter Elisabeth Gross, geb. Masset. Das Familienfoto zeigt meine Mutter, meinen Vater, Hilda, Pius und mich.

In this picture one sees Grandmother Elisabeth Gross, nee Masset. The family photo shows my mother, my father, Hilda, Pius and I.

Im Jahr 1944 wurde mein Vater Sebastian Gross, in Polen für die deutsche Wehrmacht (Armee) eingezogen. Währenddessen waren meine Großmutter Elisabeth Gross, meine Mutter und wir Kinder immer zusammen. 1944 sind wir zu Fuß im Krieg von Polen nach Deutschland (St. Lukenwalde ins Dorf Dobriko) gegangen. Als der Krieg zu Ende war, mussten wir in das Stalach-Lager, dorthin kam dann auch mein Vater, vom Krankenhaus zu uns in das Stalach-Lager.

In 1944 my father Sebastian Gross was drafted into the German Wehrmacht (army) in Poland . During this time, my grandmother Elisabeth Gross, my mother and us children were always together. In 1944 during the war, we walked on foot from Poland to Germany (St. Lukenwalde in the village of Dobriko). When the war ended, we had to go into the Stalach Camp; my father also came there to us in Stalach-Camp from the hospital. 

Auf dem Bild ist die Mutter Ekatharina Gross, geb. Schwab mit ihren Kindern: Hilda Gross, Maria Gross, Pius Gross und Rosa Gross zu sehen. Fotografiert wurde es in Lukenwalde, Dorf Dobriko (Deutschland) im Jahre 1945.

In the picture is my mother Katherina Gross, nee Schwab with her children: Hilda Gross, Maria Gross, Pius Gross and Rosa Gross. Photograph taken in Lukenwalde, village Dobriko, Germany in 1945.

Im Herbst 1945 wurden wir von der russischen Besetzung mit nach Sibirien in die Stadt Wologda Pustoschuskij Lesobronchos in den tiefen Wald mitgenommen. Dort mussten wir Zwangsarbeit (unter der Spez- Kommendatur) von 1945 bis März 1956 verrichten.

In the fall of 1945, we were taken by the Russian occupation authority to Siberia, to the town of Wologda Pustoschuskij Lesobronchos deep in the forest. There we had to perform forced labour (under the Special Commandant’s Rule) from 1945 to March 1956.

Hier erstellen wir das Fundament / Grundgerüst für die Häuser. Denn die Häuser durften nicht auf dem Boden stehen, weil überal Moor (Nässe) war. Deshalb kamen die Häuser aus Holzbrettern auf dieses Fundament.  Auch die Gehwege für die Fußgänger wurden aus Holzbrettern errichtet.

Here we are building the foundation / support structure for the houses. The houses were not allowed to sit on the ground because the area was all swamp. The the houses were built out of wood boards on these foundations. The sidewalks for the footpaths were also build out of wood boards.

Hier fahren wir auf der Plattform einer kleinen Eisenbahn zur Arbeit. Wir mussten von 6 Uhr morgens bis 20 Uhr abends arbeiten. Abends ging es zurück bei Minus 40° bis 50° Grad in Kälte, Schnee und mit sehr hungrigen Magen nach Hause. Dies war ziemlich schwer, grausam und manchmal schmerzhaft. Aber wir mussten durchhalten und haben diese schwere Zeit überlebt, weil Gott uns alle beschützt hatte.

Here we are driving to work on the platform of a small rail-tram. We had to work from 6:00 am until 8:00 pm. In the evenings we had to return home in -40 to -50 degree cold and snow with very hungry stomachs. This was rather difficult, horrible and sometimes painful. But we had to persevere and we survived this difficult time, because God protected us all.

Das Foto zeigt die Waldarbeit. Mein Vater, Sebastian Gross, ich und 2 weitere Kollegen. Jeden Tag mussten wir mit den Achsen auf den Schultern 20 km zu Fuß durch den tiefen und düsteren Wald, morgens zur Arbeit und abends wieder zurück nach Hause. Im Winter hakten wir die Äste von den Bäumen, um diese verbrennen zu können, im Sommer legten wir Vorräte an und im Herbst ging es dann wieder mit dem Brennen los.

This photo shows the work in the forest. My father, Sebastian Gross, me, and two other co-workers. Every day we had to walk 20 km with axes on our shoulders through the deep and dismal forest, to work in the morning and again back home in the evening. In the winter we chopped the branches from the trees, so that these could be burned; in the summer we stockpiled them, and then in the fall the burning began again. 

So sah unsere Mittagspause aus: zusammen sitzen und das eingefrorene harte Brot essen. Es war zwar wie Stein, doch wir hatten nichts anderes. Zu trinken gab es nichts, doch um uns herum gab es Gott-sei-Dank viel vom sauberen Schnee. Dies nutzten als Getränk.

This was our mid-day rest -- sitting together and eating the hard-frozen bread. It was just like a rock, but we had nothing else. There was nothing to drink, except that everywhere around us, thank God, was a lot of clean snow. This served as our drink. 

Für mich war es sehr schwer und hart mit meinen 14 Jahren im Wald unter Zwangsarbeit und der ständigen Kontrolle arbeiten/leben zu müssen. Damals war das Schicksal für uns alle ziemlich schwer, aber wir mussten durchhalten.

For me this was very difficult and hard on a 14-year old, to have to work / live as slave labour in the forest under continuous control. At that time our destiny was extremely difficult, but we had to persevere.

Hier haben wir die Äste schon von den Bäumen abgehakt. Später wurden die Bäume mit Schlitten zum Fluss tran-sportiert und im Frühjahr, wenn das Eis im Fluss wieder geschmolzen war, wurden die Bäume auf die Längen 4, 6 oder 8 Meter geschnitten und miteinander verbunden und danach mit einem Schiff oder Motorboot weggebracht.

Here we have already chopped the branches from the trees. Later the logs were transported on sleds to the river, and in the spring, after the ice had again melted in the river, the logs were cut into lengths of 4, 6 or 8 meters and tied together and taken away with a ship or motorboat. 

So ging es uns bis Juni 1956. Dies war die Zeit, in der die Zwangsarbeit (Spez- Kommendatur) zu Ende war. Obwohl die Spez-Kommendatur zu Ende war, wollte die Behörde uns nicht frei lassen. Deshalb ging mein Vater Sebastian in die Stadt Wologda und verlangte die Erlassungsbescheinigung (Freilassung) für unsere Familie. So erhielt mein Vater die Dokumente (Erlassungsbescheinigung und Abmeldung), sodass wir nach Tadschikistan abreisen konnten.

So it went until June 1956. This was when the forced labor (Special Commandant Rule) came to an end. Even though the Special Commandant rule had ended, the authorities did not want to release us. Therefore my father Sebastian went to the town of Wologda and demanded the release documents for our family, so that we could leave for Tajikistan .

So sind wir in Juni 1956 in Kolochsabad (Tadschikistan) angekommen.

So in June 1956 we arrived in Kolchosabad, Tajikistan .

Das ist von Tadschikistan, wo ich als Desinfektionsleiterin und epidemiologische Assistentin gearbeitet habe (Kolchosabad, Tadschikistan).  Sechs Monate dauerte die Ausbildung in Duschanbe (Tadschikistan).

This is in Tajikistan where I worked as a disinfection supervisor and epidimeological assistant  (Kolchosabad, Tajikistan ). The apprenticeship in Duschanbe ( Tajikistan ) lasted 6 months.

Hier sind 50% meiner Arbeiter und ein Firmenauto für die Arbeit in Kumsangir, Pijansch, bei der Grenze zu Afghanistan.

Here are 50% of my workers and a company vehicle for the work in Kumsangir, Pijansch, on the border with Afghanistan .

So sah unsere Arbeit aus. Wir bekämpften / desinfizierten alle Krankheiten, die (schnell) übertragen werden können, wie zum Beispiel Malaria, Typhus, Tuberkulose, Hepatitis und viele weitere Krankheiten.

This is what our work looked like. We battled against / disinfected all sicknesses that could be quickly controlled, like malaria, typhus, tuberculosis, hepatitis and many other diseases.

Da es sich um hochprozentiges Gift handelte, war ich für alles verantwortlich.  Wir mussten von Montag bis Samstag arbeiten, deshalb war ich fast die ganze Woche nicht zu Hause.  So lebte ich 36 Jahre in Kolchosabad, Tadschikistan.

I was responsible for anything that required a highly-concentrated disinfectant. We had to work from Monday until Saturday; therefore I was not at home for nearly the whole week. That is how I lived in Kolchosabad, Tajikistan for 36 years.

 

Sonntags mussten wir kostenlos (ohne Lohn zu bekommen) auf dem Feld arbeiten, von 8 bis 14 Uhr, zur Vorbereitung für das Bauen neuer Häuser. Dies war im Sommer so.

On Sundays we had to work for free on the fields (without receiving a salary) from 8:00 am to 2:00 pm, in preparation for the building of new houses. This is the way it was in the summer.

Ab September bis Dezember mussten wir Baumwolle sammeln, jeden Tag von 8 bis 20 Uhr. Man sollte soviel pflücken, wie viel man konnte bis zum Abend. Die rechte Damen ist meine Schwester Rosa Noel, geb. Gross.

From September to December we had to pick cotton every day from 8:00 am to 8:00 pm. One had to pick as much as he or she possibly could until evening time.   The lady on the right is my sister, Rosa Noel, born Gross. 

Hier wird die Baumwolle gewogen und aufgeschrieben, wie viel Kilogramm jeder am Tag gepflückt hat.  Am Sonntag mussten ebenfalls alle auf das Baumwolle-Feld.

Here the cotton was weighed and the number of kilograms everyone picked was recorded evey day.  Even on Sunday everyone had to work in the cotton fields. 

Auf dem Foto ist meine Schwester Rosa zu sehen. Sie wohnt jetzt mit ihren Kindern auch in Deutschland, aber ca. 400 km von uns weg. Ich treffe sie auf Geburtstagen oder Hochzeiten. Aber jede Woche telefonieren wir mindestens einmal.

In this photo, my sister Rosa, can be seen. She lives now with her children also in Germany , but about 400 km away from us. I meet her on birthdays and weddings. But we telephone each other at least once every week. 

Die lange Reise einer Umsiedlerfamilie

(click here for English version)

Im folgenden Bericht soll versucht werden 200 Jahre Familiengeschichte einer Neubürgerfamilie deren Vorfahren um 1810 aus dem Raum um Karlsruhe nach Rußland ausgewandert sind aufzuzeigen. Ihre Nachkommen leben seit geraumer Zeit in Deutschland und haben hier eine neue Heimat gefunden. 

Grundlegend für die gesamte Einwanderung nach Rußland war das Manifest der Kaiserin Katharina II. vom 22. Juli 1763 in dem sie allen Ausländern gestattet “in unser Reich zu kommen”. Am 19 März 1764 folgten neue Bestimmungen über das Grundbesitzrecht, in denen auch die zu besiedelnden Ländereien genannt und die jeden Bauern zuzuteilende Landmenge angegeben wurden. Die wichtigsten Bestimmungen dieser Gesetze waren:

1. Freie Religionausübung.

2. Befreiung von den Steuern auf 30 Jahre auf dem Land.

3. zinslose Darlehen für alle Anschaffungen. 

4. Befreiung vom Militärdienst “auf ewige Zeit”.

5. eigene Gemeide und Schulverwaltung.

6. unentgeltliche Zuweisung von 30 – 80 Dessjatinen

von der Krone an jede Familie (1 Dessjatine ca. 1 Hektar). 

Was waren nun die Gründe für diese Auswanderungswelle?

Anfang des 19. Jahrhunderts herrschte in vielen Teilen Deutschlands Not und Elend. Die Ernteerträge reichten für die ständig wachsende Bevölkerung nicht mehr aus. Hinzu kam die hohe Verschuldung vieler bäuerlicher Betriebe sowie die Zersplitterung der Ackerflächen durch Erbteilung. Die “große Armee” unter Kaiser Napoleon stand im Land und es bestand die Gefahr für die jungen Männer rücksichtslos zum Militärdienst gepresst zu werden.

So auch in der kleinen Gemeinde Busenbach am Nordrand des Schwarzwaldes gelegen. Hier war die Familie Schwab ansässig von der im folgenden die Rede sein wird. Der 30 jährige Joseph Schwab seine Elisabeth 32 wie auch sein Bruder Ignatius 23 (Ur.Ur.Urgroßvater von Frau Miller) mit Barbara und seinen Kindern Elisabeth 3 ¾ und Son Joseph 1 ½ Jahre sahen für sich und ihre Familien in dem kleinen Ort Busenbach kein Fortkommen mehr. Die Lockrufe der russischen Werber klingen vielversprechend. Sie berichten von großen Flächen jungfräulichen Bodens im Wolga und Schwarzmeergebiet. Hinzu kommen die oben erwähnten Vergünstigungen. Die Schwabs können nicht widerstehen. Sie beschließen sich einer der zahlreichen Auswanderer Gruppen anzuschließen die in dem Gebiet um Odessa siedeln wollen. Agenten regeln die Formalitäten. Sie organisieren die Reise die in der Regel flußabwärts auf der Donau erfolgte. In Ismail (Bessarabien) wurden die Boote verlassen und auf dem Landwege das Siedlungsgebiet erreicht.

Die Auswanderer waren oft bis zu einem Jahr unterwegs. Ansteckende Krankheiten, Hunger und widrige Wetterbeingungen führten dazu das oft nur die Hälfte das Zielgebiet erreichte.

1808 gründet sich im Kutschurgan Gebiet Region Odessa eine Reihe von Siedlungen so unter anderem Orte wie Baden, Elsaß, Kandel, Selz, Straßburg und auch Mannheim. Die Orte hatten eine geschlossene deutsche Bevölkerung und die Menschen die dort leben sind alle Katholischer Konfession. In dem zuletzt gennanten Ort siedeln sich die beiden familien Schwab an. Heir finden sie nach Jahren des Aufbaus ihr Auskommen. Generation folgt auf Generation. Die Kinder gehen in die deutsche Schule sprechen deutch, wenn auch mit dem alten schäbischen Dialekt. Bei Aufgabe des Dorfes 1944 lebten heir ca. 300 Familien. Aus dem Dorfplan geht hervor, dass alle deutsche Familiennamen trugen. Namen die auch hier gebräuchlich sind wie Fröhlich, Engelhard oder Müller kamen vor.

Ab dem Jahr 1941 berichtet Frau Müller über den weitern Weg biz zu ihrer Ankunft in Deutschland.

Ich bin am 4.9.1934 in dem kleinen Dorf Mannheim im Gebiet Odessa geboren. Meine Eltern sind Sebastian Gross und Katharina Gross geb. Schwab. Meine ältere Schwester Hilda sowie die jüngeren Geschwister Pius, Rosa und Ida sind wie ich in Mannheim geboren während mein jüngster Bruder in Pustoschuskiy (Sibirien) geboren ist. Vater war auf einer großen Kolschose als Buchhalter beschäftigt. Mutter war Hausfrau und mit Opa, Oma und uns Kinders war die ganze Familie zusammen. Als dann 1941 deutsche Trupen unser Dorf erreichten, wurde Vater als Dolmetscher eingesetzt. Mit meiner schwester besuchte ich die dortige Schule. Als die deutsche Armee beim Rückzug am 24. März 1944 das Dorf aufgibt, müssen alle Einwohner innerhalb von 2 Stunden den Ort verlassen. Kühe, Schweine und Hühner haben wir auf das Feld getrieben. Unsere Familie mit meinem Onkel und desen Familie ingesamt 23 Personen gehen wir auf den Treck. Proviant, Decken, Oma und Opa sowie die kleinen Kinder wurden auf einen Wagen untergebracht. Wer laufen konnte musste laufen. Am Tage fahren in der Nacht auf freiem Feld kampieren. Ständig wurden wir von Flugzeugen angegriffen. Bomben und Beschuss mit Bordkanonen forderten manches Opfer. Die Verpflegung geht zu Ende. Aber jeden Tag aufs Neue zieht der Treck weiter. In Bessarabien angekommen wurden wir in Waggons verladen und nach Wiesenstadt Kries Kosten in Polen transportiert. Meine Schwester und ich gingen wieder zur Schule. Wir bekamen Essen auf Marken und auch Kleider für die Schule. Mama, Oma, Opa und die Gescwister waren zu Hause. Vater wurde zur Wehrmacht eingezogen. Nachts hatten wir kein Licht nur eine Karbidlampe. Ich musste immer den Rosenkranz vorbeten. In Wiesenstadt waren wir 6 Monate, hier wurden wir auch wieder als Deutsche eingebürgert. Als die russische Armee im Semptember 1944 näher rückte, mussten wir wieder fliehen. Wieder mit Pferd und Wagen und 23 Personen. Auf der einen Seite der Straße der Treck auf der anderen Seite Panzer und Autos mit Soldaten. Wir zwischen ihnen zu Fuß. Übernachtet wird in leer stehenden Häusern. Endlich ist Deutschland erreicht. In Luckenwalde bei Berlin werden wir vorübergehend untergebracht. Hier gehen meine Schwester und ich zur ersten hl. Kommunion. Nach 2 Wochen erfolgt eine erneute Umquartierung. In dem kleinen Dorf Dobriko werden wir in einen Bauernhof eingewiesen. Wir halfen in der Landwirtschft, bekamen Marken für Lebensmittel und Kleider und besuchten die dortige Schule. Fast immer war Fliegeralarm. Wenn Mama es nicht schaffte uns in den Bunker zu bringen, legte sie uns unter die Fensterbrüstung. Wir waren fast immer angezogen. Am 5. Mai 1945 kamen die Russen und haben uns in ein Haus mit einem Bunker gesperrt. Das Gebäude wurde mit Panzern und Soldaten umstellt. Alle hatten große Angst und weinten, weil wir glaubten sie würden uns umbringen. Aber es kam ein Mann der sagte uns wir tun euch nichts, der Krieg ist entschieden, die Russen sind in Berlin. Nach drei Tagen durften wir das Haus verlassen. Was dort geschah ist kaum zu beschreiben. Auf den Straßen lagen die Toten, Frauen wurden vergewaltigt und alles war kaput geschlagen. Es war ein grausamer Anblick. Die Russen nahmen unsern Opa mit in den Wald, dort sollte er erschossen werden. Wir haben gebetet. Dann hst ihn einer der Soldaten freigelassen. Am 9. Mai 1945 wurde der Frieden verkündet, aber es war immer noch Krieg. 

Nach einem Monat haben uns die Russen in das große Stalaglager nach Luckenwalde gebracht. In einem großen Raum wurde jeder Familie je nach Größe eine mit Kreide markierte Fläche zugewiesen. Zum Schlafen gab es nur eine Decke auf dem Boden. Das ganze Lager war mit Stacheldraht umzäunt. Nach einer Woche kam unser Vater zu uns ins Lager. Er war aus dem nicht weit entfernten Krankenhaus entlassen worden. Er erteilte uns und anderen Kindern provisorischen Schulunterricht. Nach zwei Monaten es war inzwischen Oktober 1945 wurden wir in Viehwaggons verladen und nach Sibirien deportiert. In Wologda wurden wir auf ein Schiff umgeladen das uns nach Putoschuskiy brachte. Beim Verlassen des Schiffes standen die Russen Spalier und beschimpften uns: “Ihr deutschen Faschisten kommt mit Herrengedanken im Kopf wie das früher war.” Dann wurden wir auf russische Familien verteilt. Wir bekamen einen Stall mit Stroh dort haben wir geschlafen. Kleider zum Wechseln hatten wir nicht. Wenn gewaschen wurde, hat uns Mama bis die Kleider trocken waren ins Stroh gesteckt. Wir konnten kein Wort russisch. Nur Vater konnte russisch. Vater musste am Tage arbeiten nachts wurde er von der Polizei verhört. Er musste viel leiden, weil er bei der deutschen Wehrmacht war. Viele Männer wurden in der Nacht abgeholt, niemand wusste wohin. 

Wir bekamen Lebensmittelmarken immer für einen Monat im voraus aber nur wenig. Eines abends als wir aus dem Geschäft kamen in dem wir eingekauft hatten, spannten Jugendliche einen Strick über die Straße dass wir zu Fall kamen und räuberten uns aus. Das geschah immer wieder. In solchen Monaten hatten wir nichts zu essen. Aber wir ließen uns nicht unterkriegen. Aus dem Walde holten wir Brenneseln, wilde Zwiebeln, sammelten Blätter und Beeren und nach der Ernte liegengebliebene Karoffeln. Weizenkörner wurden zwischen zwei Steinen zerrieben um etwas Mehl zu bekommen. Infolge des großen Hungers waren meine Beine geschwollen und aufgeplatzt. Meine Eltern brachten mich ins Krankenhaus. Dort blieb ich einen Monat. Nachdem ich wieder laufen konnte, bekam ich vom Kommandanten die Erlaubnis betteln zu gehen. In den Dörfern ging ich von Haus zu Haus und meistens bekam ich eine Kleinigkeit. Von dem was ich nach Hause brachte lebte die Familie und es ist von uns keiner verhungert. Viele Deutsche sind verhungert und bei der großen Kälte erfroren.

Als ich 14 war musste ich arbeiten. Pro Kopf und Arbeitstag gab es 1 kg Brot als Lohn und einzige Verpflegung. Die nicht arbeitenden Familienangehörigen mussten heirvon mit ernährt werden. Auf dem 16. Lebensjahr Waldarbeit unter härtesten Bedingungen. Sechs Jahre lang im Winter bis -40° unter Aufsicht der Spezialkommandantur. 1956 dann die offizielle Entlassung aus der Zwangsarbeit aber man wollte uns nicht gehen lassen. “Wer soll dann die Arbeit machen” war ihr Argument. Ausweise, Abrechnung und Abmeldung wurden zurürckgehalten. Vater fuhr dann zum Gericht in Wologda und erreichte, dass die Papiere ausgehändigt wurden. 

Wir beschlossen nach Tadschikistan umzusiedeln. In dem Ort Kolchosabad nahe der Grenze zu Afghanistan lebte ein Onkel von uns. Hier fanden wir eine neue Bleibe. Ab dem 3. Jul 1956 war ich in einem Krankenhaus des Gesundheitsministeriums in der Desinfektionsabteilung beschäftigt. Als Vorbeuge gegen Malaria, Typhus und ansteckende Krankheiten wurde alles mit hochprozentiger Giftbrühe übersprüht. Nach mehrfachen russichen Sprachkursen wurde ich zur Leiterin einer Kolonie bestimmt die an der Grenze zu Afghanistan eingesetzt war. 1965 übernahm ich dann die ganze Abteilung. 40 Mitarbeiter 4 Autos dazu die Betriebsgebäude und die gesamte Organisation brachten eine Menge Arbeit.

1960 heiratete ich Wilhelm Müller. 1961, 1962 und 1965 wurden unsere Kinder geboren. 1990 verunglückte mein Mann tödlich. Im März 1991 ist mein Sohn und meine Tochter mit ihren Familien nach Deutschland umgesiedelt. Ich wusste nicht ob ich sie je wiedersehen würde. Inzwischen hatte der Krieg in Tadschikistan begonnen. Wir an der Grenze waren unmittelbar betroffen. Unter den gleichen Verhältnissen wie sie jetzt in Afghanistan herrschen haben wir die letzen zwei Jahren gelebt. 1992 bekamen meine Tocher mit ihrer Familie und ich die Genehmigung zur Umsiedlung nach Deutschland. Über Moskau und Hannover landeten wir im Aufnahmelager Dranse. Seit 01 September 1992 ist die ganze Familie wieder vereint, and heute wohnen wir im Stadt *********.

Hier fühle ich mich in der alten/neuen Heimat wohl, kann zur Kirche gehen, habe meine ruhe, keiner schießt, keine Panzer auf der Straße, habe zu essen und zu trinken und alle Leute sind gut zu uns. Alle meine Enkelkinder sind getauft, zur Kommunion gegangen und gefirmt, es ist alles wie es sein muss. Bin Gott dankbar.

2004. l-r. Hilda, Maria, Rosa, Johannes, die Kinder von Sebastian Gross and Katharina Schwab.